Insekten als Staatenbauer: Zum zoon politikon in der Kinder- und Jugendliteratur
Vortrag von Prof. Dr. Niels Werber
In seiner „Naturgeschichte der Tiere“ hat Aristoteles von staatenbauenden Tieren berichtet. Ameisen und Bienen bildeten gemeinsam und zu wechselseitigem Nutzen eine polis, ein Gemeinwesen. Ameisen, so glaubte man von der Antike bis in die Neuzeit, seien ein republikanisches Tier, das seine Zusammenarbeit ohne Hierarchie und ohne Zentrum organisiere. Im Unterschied dazu galt der Bienenstock als natürliches Exempel einer gut geführten Monarchie.
Aristoteles hat zudem den Menschen als zoon politikon, als politisches Tier, bezeichnet und damit ein äußerst fruchtbares Feld des Vergleiches aufgemacht. Der Literatur- und Kulturwissenschaftler Professor Dr. Niels Werber von der Universität Siegen zeigt in seinem Vortrag, dass die Lebensformen der Insekten seit der Antike in einem Register beschrieben werden, ganz als seien sie Republiken, Monarchien, Diktaturen oder Demokratien. Gleichzeitig werden die sozialen Einrichtungen der Menschen seitdem an den Idealtypen natürlicher Gesellschaftsordnungen gemessen, ganz als könnten Ameisen und Bienen Modelle für Logistik und Haushaltung, Arbeitsteilung und Organisation, Städtebau und Kriegsführung liefern.
Der Vortrag findet begleitend zur Ausstellung „Summende Staatenbauer und pikende Plagegeister. Insekten und Spinnentiere in Kinder- und Jugendbüchern“ statt.
Zum Vortrag von Niels Werber auf der Internetseite der Internationalen Jugendbibliothek.